© Ortsbeirat Engelbach
Auswanderer
„Betrefend die Auswanderung bei derselben bestehenden Mißbräuche an Gr. Kreisamt Biedenkopf
Der Gr. Bürgermeister zu Engelbach nach Ihrer Verfügung vom 23. Mai 1853 berichte ich hiermit folgendes:
In der Gemeinde Engelbach sind ausgewandert nach Nordamerika
1. Ludwig Plank, ledig. Sohn von dem verstorbenen Johs Plank, hat Hermann Born aus Eckeishausen gefahren und ist von
letzerem gut befördert worden.
2. Jost Heiliger, ledig, Sohn von Conrath Heiliger.
3. Johannes Werner mit Frau ist von hier nach Bremen abgereist und durch Führmann Born von Eckeishausen gefahren
worden, letzterer hat aber kein Lob von Johs Werner erhalten.
4. Johs Diel mit Frau und Kinder.
5. Gertraud Hallenberger, ledig, des Jost Hallenbergers Tochter ist per Eisenbahn nach Bremen gereist.
6. Jost Brühl mit Frau und Kindern und Johs Achenbachs Tochter ist per Eisenbahn gefahren bis Bremen.
7. Jost Henkel, Sohn von Peter Henkel.
8. Johs Moogs, 2 Töchter sind ebenfalls per Eisenbahn gefahren bis Bremen.
9. Johs. Moogs Witwe mit 4 Töchtern nach Amerika ausgewandert mit dem Fürmann Thome von Wolzhausen.
Elisabetha Moog
Die Töchter: Anna Gertraud Moog 24 Jahre
Elisabetha Moog 21 Jahre
Margreta Moog 17 Jahre
Katharina Moog 13 Jahre
10. Jakob Becker mit Familie am 30. 3. 1855 ausgewandert, anscheinend verschuldet; obwohl Haus auf dem Regel, neben Jost
Alt, und die Grundstücke verkauft wurden, reichte der Erlös nicht, alle Schulden zu decken. Steigerer war Jost Aßmann.
Hofraithe auf dem Regel neben Jost Alt (Flur 1 Nr. 569 —Stauss + Kappellers? +) -) kauft Jakob Alt. Die Mutter des Jak. Becker
wohnt in Dexbach und ist auch ohne Vermögen."
+) In der Karte von 1835/39 ist das Haus nicht eingetragen. Es muß also nachher errichtet worden sein. Dem Käufer wurde
anscheinend der Kauf nicht gegönnt, denn er beschwert sich mehrmals darüber, daß laufend Fensterscheiben zertrümmert
und Sprenkel aus dem Fachwerk gerissen würden. Das Ortsgericht besichtigt das Gebäude mehrmals, kann aber gegen
Unbekannt nichts unternehmen.
„Die Unterschriebenen Jost Brühl und dessen Ehefrau Elisabeth von Engelbach, Landgerichtsbezirk Biedenkopf, wollen nach
Nordamerika auswandern und können ihr sämtliches Vermögen nicht alle Einziehen, müssen vielmehr ein Teil desselben hier
zurücklassen und ertheilen deßhalb dem Johannes Weide 1 von Engelbach eine ganz unbeschränkte Vollmacht in allen durch
das oben genannte zurückgelassene Vermögen etwa herbeizuführenden Rechtsverhältnissen gerichtlich und außer-gerichtlich
so zu vertreten, daß er, der alles in ihrem Namen zu thun berechtigt sein soll, auch namentlich dasselbe für Sie in Empfang zu
nehmen und darüber gültig quittieren kann.
Engelbach, am 27ten Mai 1852
gez. Jost Brühl
gez. Elisabätha Brühl
Unterschrift beglaubigt:
Gr. Bürgermeister Weide"
„Ich, unterschriebener Johannes Achenbach II von Engelbach, Großherzogtum Hessen-Darmstadt, Landgerichtsbezirk
Biedenkopf, mache mich verbindlich, unter der Absicht, da Jost Brühl von Engelbach nach Nordamerika auswandern will, und
derselbe versprochen meine älteste Tochter Anna Gertraud, mit dahin nehmen will und ihr auch das noch fehlende Reisegeld
p. p. etwa 30 bis 40 Gulden bis an Ort und Stelle vorschießen will, wogegen dieselbe verspricht, solches demselben in Amerika
als Dienstmagd wieder abzuverdienen oder bar zu bezahlen. Falls dieselbe solches nicht hält oder aus besonderen
Umständen solches nicht kann, ich haftbar dafür sein will, und als selbst zahlen mich darstellen, ein solches bescheinige ich
mit meiner eigenen Namensunterschrift.
Geschehen Engelbach am 28. Mai 1852
gez. Johannes Achenbach II
„Gertraud Achenbach
Unterschriftsbeglaubigung durch
Gr. Bürgermeister Weide"
Die Auswanderungswilligen mußten im Besitz einer entsprechenden Genehmigung sein. So hat z. B. Joh. Diehl am 15. Juni
1849 folgendes geschrieben:
„Gesuch des Johannes Diehl von Engelbach um Entlassung aus dem diesseitigen Staatsverbande behufs Auswanderung nach
Nordamerika."
Die Großherzoglich Hessische Regierungskommission des Regierungsbezirks Biedenkopf erteilt die Genehmigung.
Am 18. 4. 1857 schreibt Johs. Heiliger an das Großherzogliche Kreisamt Biedenkopf
„Gesuch des Johs Heiliger von Engelbach um Entlassung aus dem Gr: Unterthanen Verbande behufs Auswanderung nach dem
Königreich Preußen."
Dem Antrag wird ebenfalls entsprochen.
Die Zahl der rückständigen Gemeindeabgaben, die der Rechner jährlich aufstellen mußte, umfaßte immer 4—6 Personen.
Unter diesem Aspekt entschloß sich Jost Klös II am 9. 7. 1853, die Gemeinde um einen Vorschuß von 10 Gulden zu bitten, um
nach Amerika auswandern zu können. Er verpfändete sein gesamtes Vermögen, das versteigert werden sollte. Vom Erlös
sollten die Gemeindeschulden, der Vorschuß und die Unkosten abgezogen werden. Der Uberschuß war für die Erben
bestimmt.
Haus und Güter steigerten Heinrich Brühl (Mädes?), Jost Schmidt 1 (Scheuer?) und Jost Moog (Moogs).
Versteigerungserlös = 37 Gulden
25,41 Gulden werden an sechs Erben verteilt